Dominic Mangione : Technik

Irgendwo sitzt eine Frau am Tisch. Ihre Erinnerungen und Zukunftsvisionen erhellt einescheinbar banale Tischlampe, die in dem ungleichen Duo aus Mensch und Lampeunermüdlich versucht, die Oberhand zu gewinnen. Die Zeit scheint nicht zu vergehen, vielmehr scheint sie anderen Regeln zu folgen als in der realen Welt. Vergangenheit undZukunft sind dabei wie zwei Nabel (“Navels”), zwei Pole, die sich gegenseitig bedingenund damit grundlegende Aspekte ihrer Identität beeinflussen und modifizieren. Ein Blickauf die innere Zerrissenheit und dieses ewige Bewusstsein, dass sich einfach nichtausknipsen lässt. Und wenn unsere natürliche Spannung zwischen Vergangenheit undZukunft aufgeteilt ist, wo ist dann die Gegenwart? Die Lampe und der Performer etablieren einen Dialog zwischen Bewusstem undUnbewusstem, Konkretem und Abstraktem, täuschen das Auge des Zuschauers, spielen mit der Wahrnehmung des Realen und des Nicht-Realen und bringen so das Element derIllusion auf die Bühne: Wer manipuliert wen? Die Figur hat die Kraft, emotionale Konflikte, Ungleichgewichte und "Tricks" zu erzeugen, indem sie Verwirrung stiftet, zeitliche Pläne mischt und manchmal auch unterstützend dieAnleitung zur Harmonie schafft. Das führt stillschweigend zur Resignation, zur Akzeptanzdieses absurden Daseinszustands, in dem die Seele niemals still steht, sondern in einempermanenten dynamischen Gleichgewicht zwischen dem, was von uns war und dem, wasvon uns sein wird schwebt. Illusion, Tanz und Figurenspiel fügen sich ohne Worte und sehrschlicht zu etwas zusammen, das sowohl schmunzeln als auch nachdenken lässt - umletztlich mit unerwarteter Tiefe zuzuschlagen.

Johannes von Ballestrem (DE) – Piano

Beeindruckende Virtuosität und kammermusikalische Intensität sind Markenzeichen dieses transatlan7schen Duos. Auf ihrem Debutalbum „7ghtrope dancer“ (2023) gehen Mariana Zwarg, Flö7s7n aus Rio de Janeiro, und der Berliner Pianist Johannes von Ballestrem eine faszinierende Symbiose ein. Der rhythmische und harmonische Reichtum brasilianischer Musik prägt ihren Sound ebenso wie feinsinniges Zusammenspiel und In7mität in der Improvisa7on.

In Jahren des Zusammenspiels und zahlreichen interna7onalen Tourneen mit Marianas „Sexteto Universal“ hat sich zwischen beiden eine FreundschaT und Vertrautheit entwickelt, die im Duo (gegründet 2020) deutlich hörbar ist. Zwarg und von Ballestrem komponieren gemeinsam für das Projekt und haben durch die Verschmelzung von Einflüssen ihrer beiden Welten eine einzigar7ge Sprache entwickelt. Ihre Musik haben sie bereits in zahlreichen Ländern Europas sowie in Brasilien vorgestellt.

Mariana Zwarg wurde 1980 in Rio de Janeiro in eine Musikerfamilie geboren. Ihr Patenonkel ist der legendäre Hermeto Pascoal, in dessen Band ihr Vater seit 45 Jahren spielt. Die täglichen Proben der Band prägten Marianas musikalische Entwicklung von frühester Kindheit an.

Die Flö7s7n begann ihre Karriere in den 2000er Jahren in der Band ihres Vaters, mit der sie in ganz Lateinamerika und Europa tourte. Mit ihrem 2016 gegründeten „Mariana Zwarg Sexteto Universal“ profilierte sie sich interna7onal als Komponis7n und Bandleaderin und veröffentlichte 2019 das hochgelobte Album „Nascentes“.

Johannes von Ballestrem, geboren 1990 in Bonn, ist ein Pianist, der mit s7lis7scher Diversität und vielfäl7gen Ak7vitäten beeindruckt. Er studierte u.a. bei Michael Wollny und ist als gern gesehener Sideman bereits auf der ganzen Welt aufgetreten. In New Orleans beschäTigte er sich intensiv mit den frühen Spielarten des Jazz, durch die Zusammenarbeit mit Mariana Zwarg entdeckte er die Liebe zur Musik Brasiliens. Er spielte bereits mit Musikern wie Kurt Rosenwinkel, Nils Landgren und Norma Winstone, seine Zusammenarbeit mit dem Geiger Daniel Hope brachte ihn als Solisten in Konzertsäle wie die Tonhalle Zürich, das Konzerthaus Berlin und die Elbphilharmonie.